Mit einer klaren persönlichen Bestleistung in seinem dritten Marathon sicherte sich Mario Bauernfeind, Bronzemedaillengewinner von vor zwei Jahren, beim Salzburg Marathon seinen ersten Staatsmeistertitel im Marathon und gewann auch die Gesamtwertung. Bei den Frauen feierte die Pinzgauerin Lucia Ludwig bei ihrem Marathon-Debüt gleich den Staatsmeistertitel vor Karin Freitag. Der Gesamtsieg ging an Barbara Molnar aus Ungarn. Eva Wutti, Favoritin im Marathon, beendete das Rennen aufgrund von Magenproblemen nach dem Halbmarathon.
Mario Bauernfeind (KUS Pro ÖBV Team) hat sich im Rahmen des 19. Salzburg Marathon seinen ersten Staatsmeistertitel im Marathon geholt, es war sein zweiter Staatsmeistertitel insgesamt nach jenem über 3.000m in der Halle im Jahr 2020. „Dieser Erfolg bedeutet mir sehr viel und freut mich enorm“, jubelte der Wiener, der seine Halbmarathon-Bestleistung in diesem Frühjahr zweimal gesteigert hat, zuletzt als Sieger des VCM-Halbmarathon in einer Zeit von 1:05:35 Stunden. Da ihn wenige Tage später ein positiver Corona-Test zu einer siebentägigen Trainingspause zwang, er aber keine großen Einbußen in der Fitness verspürte, entschied er sich mit einer kurzen Marathon-Vorbereitung auf Basis seines guten Leistungsniveaus im April den Salzburg Marathon anzuvisieren. Ein Plan der aufging. Zwar reduzierte der 31-Jährige ab Kilometer 32 etwas seine Pace, „weil ich nicht ganz sicher war, wie mein Körper reagiert. Der Zeitplan für den Marathon war knapp, aber hat gut funktioniert“, so Bauernfeind, der in einer persönlichen Bestzeit von 2:22:27 die Ziellinie überquerte. Dennoch wurde der Vorsprung auf den zweitplatzierten Isaac Toroitich Kosgei, der eine Endzeit von 2:27:00 Stunden erreichte, sukzessive größer. Die beiden sind die ersten 20 Kilometer gemeinsam an der Spitze gelaufen, bei der Halbmarathon-Durchgangszeit hatte Bauernfeind in einer Zeit von 1:10:34 Stunden bereits mit zehn Sekunden Vorsprung auf den zweifachen Marathon geführt. Bauernfeind ist der erste österreichische Sieger beim Salzburg Marathon seit Karl Aumayr 2015.
Ein Schutzengel schickt Kosgei an den Start
Für den Wiener war es der dritte Marathon. Nach seinem Debüt in Dublin 2018 in einer Zeit von 2:29:23 Stunden erreichte er beim Meisterschaftsmarathon im Wiener Prater 2020 eine Zeit von 2:29:43 Stunden. Der zweitplatzierte, 40-Jährige Isaac Kosgei, Sieger des Drei Länder Marathon 2021 und Zweiter beim Salzburg Marathon 2018, als er seinen ersten Staatsmeistertitel holte, war im Ziel rundum zufrieden. „Ich bin sehr zufrieden, denn meine Vorbereitung war nicht ideal. Im Dezember ist mein Vater gestorben. Vor einigen Tagen hatte ich einen schweren Unfall, mein Auto hat sich überschlagen. Ich bin sehr froh, dass ich völlig unverletzt geblieben bin“, erzählte der seit vielen Jahren in Linz lebende Kenianer.
Konstant auf dem dritten Platz, von der Anfangsphase bis zur Ziellinie vor dem Großen Festspielhaus, lag Georg Schrank (runninGraz), der in einer Zeit von 2:29:11 Stunden die Ziellinie überquerte und 27 Sekunden Vorsprung auf Markus Lemp (LC Sicking) verteidigte. „Es war grenzwertig. Sicher der härteste Marathon meines Lebens“, spielte der 30-jährige Steirer auf die für Marathonlauf hohen Temperaturen an. Bereits zum Startschuss von Dipl-Ing. Harald Preuner, Bürgermeister der Stadt Salzburg, um 9 Uhr hatte die vom blauen Himmel über die Mozartstadt strahlende Sonne das Thermometer an die 20°C-Marke herangeführt. Danach stiegen die Temperaturen trotz des wolkenlosen Himmels gemächlich, so dass die vielen Hobbyläuferinnen und Hobbyläufer in der Mittagszeit nicht ganz in die befürchtete sommerliche Hitze hineinliefen.
Aufholjagd führt Molnar zum Sieg
Hochspannend verlief der Marathon der Frauen, nachdem sich Favoritin Eva Wutti (SU TRI STYRIA) mit Magenproblemen entschied, nach einer Runde ins Halbmarathon-Ziel zu laufen. Die aus Zell am See stammende und für den Wiener Verein Sports Monkeys laufende Luzia Ludwig lag bei der Zwischenzeit beim Halbmarathon in einer Zeit von 1:27:02 Minuten 14 Sekunden vor Sabrina Exenberger (LG Decker Itter) in Führung. Die 22-Jährige baute ihre Führung auf Exenberger weiter aus, doch die Ungarin Barbara Molnar, bei Halbzeit Dritte, holte immer weiter auf und ging in der Schlussphase des Rennens in Führung. Die aus Budapest stammende 37-Jährige, die vor sechs Jahren den Salzburg Marathon bereits einmal bestritten hat, siegte in einer Zeit von 3:02:10 Stunden, hatte aber nicht realisiert, dass sie in Führung gegangen war. „Ich habe gewonnen? Das kann unmöglich sein!“, äußerte sie sich nach dem Zieleinlauf ungläubig. „Ich bin sehr glücklich. Gerne wäre ich etwas schneller gelaufen, aber dafür war es zu heiß. Dafür habe ich die wunderschöne Strecke sehr genossen.“
„Lust auf Mehr!“
Exakt eine Minute später überquerte Ludwig, die bei ihrem Marathon-Debüt auf Anhieb ihren ersten Staatsmeistertitel bejubeln konnte, die Ziellinie. „Ich weiß im Moment nicht, was heute passiert ist. Unglaublich! Ich habe durchgehalten und war mental stark, das war heute entscheidend“, sagte sie in einem ersten Statement. Die junge Pinzgauerin, die für 30 Wochenstunden bei einem Optikunternehmen arbeitet, ist nach einem schweren Radsturz vom Triathlon in den Marathon umgestiegen und macht erst seit einem Jahr spezifisches Lauftraining. „Wegen des Studiums und wegen der Liebe“ lebt sie seit drei Jahren in Wien. „Das heute macht Lust auf Mehr!“ Ludwig wollte eigentlich beim Vienna City Marathon den Halbmarathon bestreiten, entschied sich aber aufgrund einer COVID-19-Infektion im Frühjahr für einen Antritt in Salzburg. „Wir haben heute zwei Staatsmeister erlebt, für die der Salzburg Marathon 2022 ein potenzielles Sprungbrett für ihre Marathon-Zukunft ist. Ich bin überzeugt, dass beide sich in den nächsten Jahren verbessern und zur nationalen Spitze aufschließen können“, sagte Salzburg-Marathon-Veranstalter Johannes Langer, selbst seit fast vier Jahrzehnten Lauftrainer.
Die 42-Jährige Karin Freitag (LG Decker Itter), fünffache Staatsmeisterin im Marathon, fing im Finale noch ihre Vereinskollegin ab und erzielte eine Endzeit von 3:06:35 Stunden. Exenberger freute sich als Gesamt-Vierte über Staatsmeisterschaftsbronze (3:09:05). Wutti, die von Peter Herzog, Startläufer einer Hyundai-Staffel mit Unterstützung der Österreichischen Sporthilfe, begleitet wurde, konnte ihre Enttäuschung nach dem Rennen nicht verbergen: „Leider haben Magen-Darm-Probleme meine finale Vorbereitung beeinträchtigt. Ich konnte nicht die Energie aufnehmen, die ich brauche und so nicht das Tempo laufen, für das ich gut trainiert hatte.“