40 Jahre nach der Erstaustragung des Jedermannlauf setzen die ÖLV-Staatsmeisterschaften im Halbmarathon den spitzensportlichen Spannungspunkt beim Jedermannlauf am Sonntag. Bei den Männern liegt die Favoritenrolle auf den Schultern von Andreas Vojta. Mit Hans-Peter Innerhofer gibt es gute Aussichten auf eine Salzburger Medaille. Bei den Frauen könnten sich Larissa Matz und Sandrina Illes ein Duell um den Titel liefern. Der traditionsreiche Salzburger Stadtlauf ist wie eh und je aber eine Bühne für alle Läufer*innen, die auf den schnellen Strecken entlang der Salzachufer das Beste aus sich herausholen.
Mit dem Jedermannlauf steht am kommenden Sonntag der nächste Höhepunkt im Salzburger Laufherbst auf dem Programm. Dank der Austragung der ÖLV-Staatsmeisterschaften im Halbmarathon, nach 2014, 2016 und 2020 bereits zum vierten Mal in den letzten zehn Jahren, ist die sportliche Besetzung an der Spitze der Rennen hervorragend. Für Veranstalter Johannes Langer ist der Jedermannlauf die optimale Bühne für die Durchführung der nationalen Titelkämpfe, denn er vereint Spitzensport, Breitensport und eine lange Laufsport-Historie: „Der Jedermannlauf ist nicht nur DER Salzburger Stadtlauf. In ihm verknüpfen sich Elemente wie Tradition, Spannung, Erlebnis und sportliche Herausforderungen. Kurz gesagt: ein Lauf, der aus der Stadt Salzburg nicht wegzudenken ist. Die Durchführung der Staatsmeisterschaften ist eine Aufwertung und erhöht auch den Medienwert der Veranstaltung.“
Andreas Vojta in Favoritenrolle
Zwei Wochen nach seinem 50. Österreichischen Meistertitel im Einzel über 10 Kilometer greift Andreas Vojta (team2012.at) bei seinem erstmaligen Antritt bei einem Straßenlauf in Salzburg nach seinem nächsten nationalen Erfolg. Der EM-Teilnehmer von Rom kann eine persönliche Bestleistung von 1:02:32 Stunden aufweisen, erzielt bei einem Halbmarathon im Wiener Prater in Vorbereitung auf den Vienna City Marathon 2023. Auch wenn der Marathon noch nicht die Disziplin des 35-jährigen Routiniers geworden ist, im Halbmarathon hat er schon mehrfach seine Klasse angedeutet.
Den Jedermannlauf hat Vojta nicht spezifisch vorbereitet, er befindet sich im Aufbau für den Valencia Marathon am 1. Dezember. Im Gegensatz zu seinem Sieg bei den 10km-Meisterschaften vor zwei Wochen möchte Vojta den Wettkampf dennoch anders gestalten. „Da mir der Halbmarathon in meiner gegenwärtigen Trainingsphase besser liegt als ein 10km-Lauf, ist mein primäres Ziel, im gesamten Rennen mit mehr Zug zu laufen und nicht erst auf dem letzten Kilometer Initiative zu zeigen. Der Jedermannlauf ist für mich eine wichtige Standortbestimmung, da sollen die Trainingsleistungen der letzten Wochen auch sichtbar werden. Wenn das gelingt und Hand in Hand mit dem Gewinn des Titels gelingt, kann ich sehr zufrieden sein“, sagt der Niederösterreicher. Die flache Strecke und die gute Wetterprognose für einen Halbmarathon sollen helfen, dass ihm die Standortbestimmung Jedermannlauf Rückenwind für den Auftakt in die spezifische Vorbereitungsphase auf den Valencia Marathon verleiht.
Innerhofer-Zwillinge setzen auf Heimvorteil
Vojta ist sowohl in einem schnellen als auch in einem taktischen Rennen dank seiner Endschnelligkeit der Favorit. Doch seine Gegner wollen es ihm nicht leicht machen. Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) visiert am Sonntag eine Medaille an. „Keine Frage, die Konkurrenz ist sehr stark und besonders gegen Andi wird es schwer“, schätzt der 29-Jährige. „Aber ich werde alles geben und mich voll reinhängen, um das Optimum herauszuholen. Der Salzburger ist Titelverteidiger – vor eineinhalb Jahren holte er sich auf einem selektiven Kurs in Graz den Sieg in einer starken Leistung von 1:05:16 Stunden. Sein Schwerpunkt liegt seit Jahren im Berglauf und Trailrunning, dadurch fehlen ihm einige Tempotrainingseinheiten auf flachen Strecken im Vergleich zur auf Straßenläufe spezialisierten Konkurrenz. Aber dank seiner läuferischen Ausbildung und den Erkenntnissen der letzten Trainingseinheiten fühlt er sich auch bei flachen Straßenläufen wohl und hofft auf die Heimvorteilswirkung.
Auch sein Zwillingsbruder Manuel war schon einmal Staatsmeister im Halbmarathon. Er gewann vor vier Jahren im Rahmen des Jedermannlauf exakt auf dem Kurs, der am Sonntag gelaufen wird, im Duell mit Valentin Pfeil. Aufgrund einer Erkältung musste der 29-Jährige seinen Start am Sonntag aber kurzfristig absagen. Sehr gute Aussichten auf eine Stockerlplatzierung hat Dominik Stadlmann (ÖBV Pro Team), bei den Österreichischen Meisterschaften im 10km-Lauf gewann er zuletzt die Bronzemedaille.
Vereinskollege Mario Bauernfeind, 2022 in Salzburg Staatsmeister im Marathon, ist nach längerwierigen muskulären Problemen und einer Erkrankung zum Ausgang des Sommers noch nicht in bester Verfassung und hält den Ball flach. „Ich möchte gerne ein für die Umstände gutes Tempo schmerzfrei durchlaufen und erhoffe mir einen kleinen Boost für mein anstehendes Trainingslager“, so der 33-Jährige, der sein Training ebenfalls Richtung Valencia Marathon ausgerichtet hat. Nach einigen starken Leistungen in den letzten Monaten sucht der ehemalige Triathlet Thomas Messner (KLC) seine Chance, vor zwei Wochen musste er sich bei den Österreichischen Meisterschaften im 10km-Lauf Vojta nur knapp geschlagen geben.
Timo Hinterndorfer (DSG Wien), bester Österreicher bei der EM in Rom im Juni, hat seine Saison bereits beendet, Peter Herzog (Union Salzburg LA) befindet sich in der Regeneration vom Berlin Marathon am vergangenen Sonntag.
Kurzfristige Absage von Julia Mayer
In der Entscheidung bei den Frauen fällt Top-Favoritin Julia Mayer (DSG Wien) kurzfristig aus. Sie ist gesundheitlich angeschlagen und lässt daher den Jedermannlauf aus, der für die Olympia-Teilnehmerin von Paris eine wichtige Station auf dem Weg zum Valencia Marathon gewesen wäre.
Illes fordert Titelverteidigerin Matz
Somit hält Larissa Matz (ULC Riverside Mödling) gute Karten auf eine Titelverteidigung in der Hand. In Graz 2023 überzeugte die 22-Jährige damals mit einer Zeit von 1:16:33 Stunden, das ist aktueller österreichischer U23-Rekord. Da sie im Dezember 2001 geboren ist, ist sie in diesem Jahr nicht mehr für die Altersklasse U23 startberechtigt. Bei den Österreichischen Meisterschaften über 10 Kilometer vor zwei Wochen war Matz Sechste.
Ihre Kontrahentin um die Goldmedaille ist Sandrina Illes (Union St. Pölten), bereits vor acht Jahren im Rahmen des Jedermannlauf Staatsmeisterin im Halbmarathon. Gewinnt sie, wäre es ihr erster Titel in dieser Disziplin seit 2022. Über 10 Kilometer gewann die erfahrene Duathletin und Läuferin zuletzt die Bronzemedaille. Weitere Medaillenkandidatinnen sind Stefanie Kurath (LC Villach) und Anna Pabinger (ALC Wels), die 2023 den Halbmarathon im Rahmen des Salzburg Marathon gewonnen hat.
Im Rahmen des Jedermannlauf führen der Salzburger und Kärntner Landesverband ihre Landesmeisterschaften aus. Hans-Peter Innerhofer ist bei den Männern favorisiert auf den Salzburger Landesmeistertitel, bei den Frauen führt Therese Wagenleitner (ASV Salzburg) die Liste an.
Heimspiel für „Masters-Königin“
Bei den ÖLV-Staatsmeisterschaften stehen oft die Medaillengewinner*innen der Gesamtwertung im Vordergrund. Genährt werden die Meisterschaften aber auch durch die Vereinsläufer*innen, die in den diversen Altersklassen der Masterswertungen ebenfalls um österreichische Meisterschaftsmedaillen kämpfen. Am Sonntag starten zwei Drittel der ÖM-Teilnehmer*innen in einer der Altersklassen ab M/W35 aufwärts. „Es ist immer wieder ein herrliches und stimmungsvolles Miteinander im Teilnehmerfeld. Das macht den Laufsport auch so besonders, dass bei Österreichischen Meisterschaften alle Altersklassen im selben Rennen sind“, sagt Sabine Hofer (LAC Salzburg).
Die Salzburgerin zeigt seit vielen Jahren Laufleistungen auf einem Niveau, das oft viel jüngere Läuferinnen nicht erreichen. Die 63-Jährige ist aktuell in außergewöhnlicher Verfassung, wie ihr neuer ÖLV-W60-Rekord im 10km-Straßenlauf vor zwei Wochen in Tattendorf beweist (40:48 Minuten). Daher visiert Hofer am Sonntag auch einen schnellen Halbmarathon an, mittlerweile die längste Distanz in ihrer Wettkampfpalette. „Die Strecke könnte ich mit verbundenen Augen laufen“, erzählte sie lächelnd beim heutigen Pressegespräch von unzähligen Lauf- und Trainingseinheiten entlang der Salzach.
Im 10km-Straßenlauf ist Hofer amtierende Masters-Weltmeisterin – sie gewann im Sommer in Göteborg die Altersklasse W60 und „verteidigte“ damit ihren Titel aus dem Jahr 2019, damals noch in der Altersklasse W55. Wenige Tage später holte sie im Halbmarathon, gesundheitlich etwas angeschlagen, die Bronzemedaille. Von der Masters-EM 2023 in Pescara reiste die Salzburgerin gleich mit vier Goldmedaillen nach Hause. „Es entsteht eine familiäre Atmosphäre in der Szene. Sowohl bei Österreichischen Meisterschaften als auch bei Europa- und Weltmeisterschaften mit den Teilnehmer*innen aus anderen Ländern ist es ein freundschaftliches Miteinander. Das ergibt immer besondere Erlebnisse und erzeugt einen schönen Zusammenhalt“, erzählt Hofer.
Die Salzburgerin hat vor gut 20 Jahren mit dem Laufen begonnen und gewann in den Anfangsjahren der Veranstaltung zweimal den Salzburg Marathon. Hofer hält gegenwärtig sämtliche ÖLV-Rekorde in der Altersklasse W60 vom 800m-Lauf bis zum Halbmarathon.
Flache Strecke lädt zu schnellen Zeiten ein
Neben dem Salzburg Half geht im Rahmen des Jedermannlauf auch der Salzburg 10K über die Bühne. Gelaufen wird auf jener Strecke, auf der vor einem Jahr die Österreichischen Meisterschaften mit den Siegen für Peter Herzog und Julia Mayer ausgetragen wurden. Der Startschuss fällt um 9:05 Uhr. Nach einer Runde durch den Volksgarten führt die Strecke entlang des Salzachufers nach Süden. Die Hellbrunner Brücke und die Karolinger Brücke bilden die Wendepunkte des Kurses, eine Schleife durch den Volksgarten vervollständigt die AIMS-vermessenen zehn Kilometer.
Die Halbmarathon-Strecke führt von der Hundertwasserallee direkt südwärts. Über die Hellbrunner Brücke erreichen die Teilnehmer*innen die andere Uferseite und laufen nordwärts der Salzach entlang durch die Innenstadt bis zum nördlichen Wendepunkt auf der Sohlstufe Lehen. Zurück im Volksgarten steht eine kleinere, zweite Runde mit Überquerungen der Salzach auf dem Wilhelm-Kaufmann-Steg und auf der Karolinen Brücke an. Eine Schleife durch den Volksgarten führt zur Ziellinie am salzachseitigen Gehweg auf Höhe des Kioks. Die Strecke ist nach den Kriterien der AIMS (Internationale Vereinigung der Marathon- und Straßenläufe) vermessen und im Global Calendar des Leichtathletik-Weltverbandes (World Athletics) eingetragen. Damit können auf dieser zertifizierten Laufstrecke offizielle Bestleistungen und Rekorde gelaufen werden.
Optimale Bedingungen
Neben der bewährten Organisationsqualität des Club RunAustria, der auch für die Durchführung der Lauffestspiele der Mozartstadt verantwortlich ist, erwarten die Läufer*innen am Sonntag auch optimale äußere Bedingungen. Kühle Temperaturen am Morgen, ein leicht bedeckter Himmel und sehr wenig Wind gelten für eine Ausdauerdisziplin wie den Halbmarathon als leistungsförderlich.
Tradition und Moderne
Der Jedermannlauf feierte am 26. Oktober 1984 seine Premiere. Nach dem vorläufigen Aus 20 Jahre später reaktivierte Johannes Langer den traditionsreichen Salzburger Stadtlauf im Herbst 2012. Mit dem Jahr 2020 fand der Jedermannlauf im neu gestaltenen Volksgarten eine neue Heimat in Zentrumsnähe und trotzdem in einer natürlichen Atmosphäre. „Mit der dortigen Infrastruktur gibt das einen idealen Standort für Start und Ziel des Jedermannlauf“, so Langer.
Startnummernabholung am Samstag
Alle Teilnehmer*innen des Jedermannlaufs erhalten ihre Startunterlagen am Samstag von 9:30 bis 18 Uhr im Hervis-Store im Einkaufszentrum „Forum 1“. Für den Salzburg Half ist eine Anmeldemöglichkeit eingerichtet. Der Salzburg 10K ist bereits ausgebucht.